Natchez Burning: Thriller

Buchseite und Rezensionen zu 'Natchez Burning: Thriller' von Greg Iles
3.5
3.5 von 5 (2 Bewertungen)

Inhaltsangabe zu "Natchez Burning: Thriller"

Ein packender Thriller über Liebe, Schuld und Sühne

„Der beste Thriller seit Jahren.“ Ken Follett

Penn Cage, Bürgermeister von Natchez, Mississippi, hat eigentlich vor, endlich zu heiraten. Da kommt ein Konflikt wieder ans Tageslicht, der seine Stadt seit Jahrzehnten in Atem hält. In den sechziger Jahren hat eine Geheimorganisation von weißen, scheinbar ehrbaren Bürgern Schwarze ermordet oder aus der Stadt vertrieben. Nun ist mit Viola Turner, eine farbige Krankenschwester, die damals floh, zurückgekehrt – und stirbt wenig später. Die Polizei verhaftet ausgerechnet Penns Vater – er soll sie ermordet haben. Zusammen mit einem Journalisten macht Penn sich auf, das Rätsel dieses Mordes und vieler anderer zu lösen.

Autor:
Format:Taschenbuch
Seiten:1008
EAN:9783746632100

Rezensionen zu "Natchez Burning: Thriller"

  1. Whats goin' on in Mississippi

    Natchez, Mississippi, 1964. Ein junger schwarzer Mann hat ein Verhältnis mit einem weißen Mädchen. Leider ist die junge Frau die Tochter eines reichen und einflussreichen Unternehmers mit Kontakten zum Ku-Klux-Klan und der Mafia. Bevor dem Burschen kurzer Prozess gemacht werden kann, gelingt es ihm zu fliehen. Doch der schwarze Inhaber eines Ladens, der dem Paar immer wieder sein Geschäft für ein Stelldichein zu Verfügung gestellt hat, bezahlt auf grausamste Weise mit seinem Leben. Kurz danach verschwinden junge schwarze Bürgerrechtler. Am berüchtigten Knochenbaum wurden sie Opfer der Doppeladler.
    Natchez, 2005 Henry Page, angesehener und engagierter Arzt, wird des Mordes an seiner ehemaligen Sprechstundenhilfe Viola angeklagt. Die schwarze Frau hatte Natchez in den 1960ern den Rücken gekehrt und kam sterbenskrank zurück, um dort ihre letzten Tage zu verbringen. Henrys Sohn Penn ist amtierender Bürgermeister von Natchez und setzt alles daran, seinen Vater zu entlasten.
    Natchez Burning von Greg Iles ist eigentlich der vierte Teile einer Reihe um Penn Cage, Anwalt und Bürgermeister von Natchez. Es ist aber gleichzeitig auch der erste Teil der Natchez Trilogie, in deren Mittelpunkt die rassistischen Verbrechen der brutalen Splittergruppe des Klans, der Doppeladler, stehen.
    „Wir wollen also im Jahre 1964 anfangen, und zwar mit drei Morden. Mit drei Steinen, die in den Teich geworfen wurden, der seit der Belagerung von Vicksburg niemanden interessiert hatte…An einen Ort, von dem die meisten Leute in den Vereinigten Staaten gern glauben, dass er irgendwie anders war als der Rest des Landes, der aber tatsächlich ein präzises Abbild der gefolterten amerikanischen Seele war. Mississippi.“
    Nun, Vicksburg ist schon 1863 gewesen, und gefoltert wurde – weder vorher noch nachher - nicht die „amerikanische Seele“, sondern die schwarze Bevölkerung. Rassentrennung, Diskriminierung, Ungleichbehandlung, Entrechtung der Schwarzen ist bis heute nicht ausgerottet.
    Im fiktiven Thriller „Natchez Burning” ist der tolerante, integre, mutige Penn Cage schon länger Bürgermeister. Die Verbrechen weißer Rednecks an der schwarzen Bevölkerung beginnen ihn aber erst da brennend zu interessieren, als sein eigener Vater in größten Schwierigkeiten steckt.
    „Wenn ein Mann die Wahl hat zwischen der Wahrheit und seinem Vater, entscheidet sich nur der Narr für die Wahrheit“
    Greg Iles vergreift sich in seinem Thriller Natchez Burning am Rassismus, fällt aber vielfältig in tradierte Rollenbilder und Klischees. Der einzige schwarze Mann, der es heutzutage im County politisch zu etwas gebracht ist der korrupte Staatsanwalt, mit einigem Dreck am Stecken. Zwei weiße alte Männer erinnern sich wehmütig an ihre erotischen Erfahrungen mit schwarzen Frauen. Nur um zwei Beispiele zu nennen. Ob dem Autor der Kampf gegen Rassismus tatsächlich ein Anliegen ist, konnte ich nicht feststellen. Grausame Hassverbrechen weißer Männer an der schwarzen Bevölkerung aufzuzählen alleine reicht dazu nicht.
    Wenn man davon absieht und nur einen spannenden Thriller lesen will, findet man einen weitschweifigen, ausufernden Plot, bei dem Freunde von Verschwörungstheorien sicher ihre Freude hätten. Die Handlung ist auf knapp über 1000 Seiten aufgeblasen. Dramaturgisch wäre da viel zu straffen. Greg Iles setzt auf das Stilmittel der Wiederholung, lässt Ermittlungsergebnisse zwischen den Protagonisten die Runde machen, bis auch der letzte von ihnen weiß, was der Leser schon beim ersten Mal verstanden hat. Der einzige Vorteil einer derart redundanten Erzählweise ist, wenn man bei Seite siebenhundertdrölfzig geneigt ist, geistig abzudriften, bekommt man eine knackige Zusammenfassung der Ereignisse serviert.
    Erstaunlicherweise ist die Geschichte nach 1000 Seiten noch immer nicht zu Ende erzählt. Zwei weitere ebensolche Wälzer liegen zu den Verbrechen am Knochenbaum noch vor.

  1. 4
    16. Mai 2016 

    White Trash

    Anwalt, Schriftsteller, Bürgermeister von Natchez - Penn Cage hat alles, was man sich im Leben wünschen kann. Lange nach dem Tod seiner ersten Frau möchte er wieder heiraten. Caitlin Masters ist eine herausragende Journalistin und genau die Richtige. In die Hochzeitsvorbereitungen fährt die Nachricht, dass Penn Cages Vater der angesehene Arzt Dr. Tom Cage eine todkranke Patientin umgebracht haben soll. Die Anklage lautet auf Mord. Nie im Leben kann sich Penn das von seinem Vater vorstellen. Sein Vater, der Penns krebskranke Frau bis zu ihrem letzten Moment behutsam begleitet hat. Aber warum will Dr. Cage nichts über die Todesnacht von Viola Turner sagen. Eine Frau, die er seit Ewigkeiten kannte, die in den 60ern als Krankenschwester für ihn gearbeitet hatte. Eine Frau mit schwarzer Haut, die er als weißer und verheirateter Arzt nicht lieben durfte.

    In dem Moment, in dem Penn Cage die vorläufige Verteidigung seines Vaters übernimmt, beginnt für ihn eine Reise in die Vergangenheit seines Vaters, in die Vergangenheit seiner Stadt oder auch der USA. Der Konflikt zwischen Schwarz und Weiß scheint wie der Bürgerkrieg, der nie beendet wurde. In den 60ern wurden in Natchez unsägliche Taten begangen. Der verbrecherische Ku-Klux-Klan war daran beteiligt, doch einigen gingen dessen Ideen nicht weit genug. Sie gründeten eine noch extremere Gruppe, die sich Doppeladler nannte. Erschreckend für Cage, dass sein Vater mehr in diese alten Geschichten verwickelt war als sein Sohn jemals ahnte. Dr. Cage - ein Arzt, der den Menschen egal welcher Hautfarbe hilfreich zur Seite steht, soll mehr als nur flüchtig mit diesen Verbrechern zu tun gehabt haben?

    Es beginnt wie ein Thriller, Begebenheiten, die ihren Ursprung in den Auseinandersetzungen während der 1960er haben. Eine Zeit, in der die Bürgerrechtsbewegung endlich dafür kämpfte, die Ungleichbehandlung zwischen Menschen unterschiedlicher Hautfarbe zu beseitigen. Kämpfe, die bis in die Gegenwart hineinreichen. Kämpfe, die noch nicht ausgestanden sind. Vernagelte Köpfe, die sich nicht von ihrem Herrschaftsdenken befreien wollen. Weißer Müll, hochgespült in diesen Zeiten, zu Macht gekommen und keinesfalls gewillt, die Position zu verlassen. Eine Beziehung zwischen Vater und Sohn, der einige Illusionen genommen werden. Eine erstaunliche Geschichte über eine Vergangenheit, die keinesfalls ein Ruhmesblatt der so demokratischen Vereinigten Staaten darstellt. Eine Vergangenheit, die nicht beendet und überwunden ist. Außerordentlich informationsreich, manchmal haarsträubend und ausgesprochen fesselnd und schonungslos. Und nicht beendet - die Historie wird im Folgeband „Die Toten von Natchez“ weitererzählt. Ein Buch, das fordert, zum Nachdenken anregt und genau in diese Zeit passt, in der es gilt, sich selbst zu prüfen.

    4,5 Sterne